Trophäenbehandlung
Atelier für zoologische Fachpräparation
Wolfgang Friedrich
Am Teich 8
04509 Gollmenz
Tel./Fax: 034295 / 71482
Das richtige Ziehen von Keilerwaffen.
Nicht jeder Weidgenosse hat
die Gelegenheit, mehrere Keiler im Jahr zur Strecke zu bringen. So ist er
erfreut über so manchen starken überläuferkeiler
der nicht selten ein Gewicht von 70 - 100 kg in der Mast erreichen kann. Auch
können die Waffen bereits eine Länge von 12 bis 16 cm erreichen, obwohl sichtbar
nur 1,5 - 3 cm zu sehen sind. Noch extrem;er wird es jedoch mit Keilern, die ein
Alter von zwei oder drei Jahren erreicht haben. Für diese Keiler bzw. deren
Gebrech gibt es immer wieder ein Problem: wie ziehe ich die Keilerwaffen und
Haderer ohne sie zu zerstören? Gebrech möglichst frisch bearbeiten!
Wie packen wir die Sache richtig an? Zunächst erst einmal Schwarte vom Oberkiefer bzw. Unterkiefer abziehen. Die Schwarte muss sich soweit nach hinten umkrempeln lassen, bis am Unterkiefer deutlich die ersten vier Backenzähne (Molaren) sichtbar werden. Denkt daran, bei einem Überläufer stecken die Waffen oftmals dreiviertel im Kiefer! Bei einem reifen Keiler, also über 6 Jahre, sind es oft nicht einmal 50 Prozent die noch im Kiefer stecken. Der Unterkiefer kann also jetzt durch einen rechtwinkligen Schnitt in Richtung Zahnleiste gef2hrt werden. Achtung, nur bis zur Zahnleiste sägen, da die Säge beim durchtrennen der Zahnleiste stumpf wäre. Nehmtjetzt eine Axt und führt einen Schlag in den bereits vorgefertigten Sägespalt. Der Unterkiefer bricht sofort beim ersten Schlag, spätestens jedoch beim zweiten ab. Beim Oberkiefer wird der Schnitt der Säge vom Nasenrücken hinter der Haderaufwulstung geführt. Ebenfalls wieder bis zur Zahnleiste sägen, dann ein kurzer Schlag, nur mit dem Handrücken und der Oberkiefer bricht ab. Nun nur noch die Gaumenplatte mit einem Messer durchtrennen. Beide Kieferteile werden jetzt wenigstens 24 - 48 Stunden in klares Leitungswasser zum Wässern gegeben. Das Wasser öfters wechseln, ansonsten entsteht ein zu starker Geruch beim kochen. Sind die Kiefer lange genug gewässert, das stellt man fest indem das Leitungswasser beim spülen klar bleibt,
können die Kiefer gekocht
werden. Achtung! Nur köcheln, also Kochwasser nicht wallen lassen, vor allem
keine Kochzusätze wie Waschpulver, Spülmittel oder der Gleichen verwenden. Ein
überläufergebrech ist nach ca. 2,5 Stunden, ein reifer Keiler hingegen erst nach
4 Stunden gar gekocht. Nach dem Abkühlen des Wassers lassen sich jetzt die
Waffen, ebenfalls die Haderer bei einem Keiler von 3 - 4 Jahren und älter normal
ziehen. Sind die Keiler jünger ist es notwendig, die Kieferöffnung durch die
Waffen herausschauen, etwas zu erweitern,
mit einem Seitenschneider oder einer Kneifzange vorsichtig nur etwas vom
Kiefer abkneifen. Dann die Waffen ziehen bis es nicht mehr weiter geht. Es
genügt schon, die Waffen ca. 1 cm zu ziehen. Jetzt noch alle Backenzähne ziehen
um die Säge zu schonen. Eine Seite des Kiefer in den Schraubstock spannen,
vorher mit einem Tuch umwickeln, so dass er nicht verrutschen kann. Nun fangen
wir an. Zentimeter um Zentimeter den Unterkiefer zu kürzen, nach jedem Schnitt
probieren ob sich die Waffe nach hinten heraus schieben lässt, wenn nicht, die
Waffe wieder nach vorn schieben und Scheibe für Scheibe abtrennen
bis sich die Waffe ziehen lässt. Das Selbe natürlich auch mit der zweiten Hälfte
des Kiefers machen. Die Haderer
lassen sich recht einfach ziehen, mit einem Tuch greifen, etwas nach rechts und
links wackeln und sie lassen sich ziehen. Nun werden Waffen und Haderer mit
warmen Fitwasser abgebürstet. Es eignet sich ein alte Zahnbürste sehr gut dazu.
Waffen und Haderer spülen und wenigstens eine Stunde trocknen lassen, jedoch
nicht länger als eine Woche. Nun können Waffen und Haderer mit Kunstharz oder
Keilerfüllmaterial gefüllt werden. Bitte kein Parafin, Gips oder Silikone
verwenden. Nun können die Waffen auf ein Keilerschild aufgeklebt oder
aufgeschraubt werden, überwurf aufbringen und fertig. Zum Aufschrauben noch
folgender Tipp. Setzt beim Ausgießen der Waffen und Haderer ein paar ösen ein.
Habt Ihr diese Möglichkeit ausgelassen, so könnt Ihr die Waffen und Haderer am
Schwerpunkt, sprich in der Mitte mit einem Spiralbohrer 2,5 mm und einer
Hartmetallspiralholzschraube mit einer Schaftstärke von 3mm aufschrauben. Habt
Ihr noch Fragen oder wisst nicht weiter, Anruf genügt!
Weidmannsheil, Eurer
Wolfgang Friedrich