Trophäenbehandlung

Atelier für zoologische Fachpräparation

Wolfgang Friedrich
Am Teich 8
04509 Gollmenz
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Das richtige Ziehen von Keilerwaffen.

Nicht jeder Weidgenosse hat die Gelegenheit, mehrere Keiler im Jahr zur Strecke zu bringen. So ist er erfreut über so manchen starken überläuferkeiler Keiler der nicht selten ein Gewicht von 70 - 100 kg in der Mast erreichen kann. Auch können die Waffen bereits eine Länge von 12 bis 16 cm erreichen, obwohl sichtbar nur 1,5 - 3 cm zu sehen sind. Noch extrem;er wird es jedoch mit Keilern, die ein Alter von zwei oder drei Jahren erreicht haben. Für diese Keiler bzw. deren Gebrech gibt es immer wieder ein Problem: wie ziehe ich die Keilerwaffen und Haderer ohne sie zu zerstören? Gebrech möglichst frisch bearbeiten!

Wie packen wir die Sache richtig an? Zunächst erst einmal Schwarte vom Oberkiefer bzw. Unterkiefer abziehen. Die Schwarte muss sich soweit nach hinten umkrempeln lassen, bis am Unterkiefer deutlich die ersten vier Backenzähne (Molaren) sichtbar werden. Denkt daran, bei einem Überläufer stecken die Waffen oftmals dreiviertel im Kiefer! Bei einem reifen Keiler, also über 6 Jahre, sind es oft nicht einmal 50 Prozent die noch im Kiefer stecken. Der Unterkiefer kann also jetzt durch einen rechtwinkligen Schnitt in Richtung Zahnleiste gef2hrt werden. Achtung, nur bis zur Zahnleiste sägen, da die Säge beim durchtrennen der Zahnleiste stumpf wäre. Nehmtjetzt eine Axt und führt einen Schlag in den bereits vorgefertigten Sägespalt. Der Unterkiefer bricht sofort beim ersten Schlag, spätestens jedoch beim zweiten ab. Beim Oberkiefer wird der Schnitt der Säge vom Nasenrücken hinter der Haderaufwulstung geführt. Ebenfalls wieder bis zur Zahnleiste sägen, dann ein kurzer Schlag, nur mit dem Handrücken und der Oberkiefer bricht ab. Nun nur noch die Gaumenplatte mit einem Messer durchtrennen. Beide Kieferteile werden jetzt wenigstens 24 - 48 Stunden in klares Leitungswasser zum Wässern gegeben. Das Wasser öfters wechseln, ansonsten entsteht ein zu starker Geruch beim kochen. Sind die Kiefer lange genug gewässert, das stellt man fest indem das Leitungswasser beim spülen klar bleibt,

können die Kiefer gekocht werden. Achtung! Nur köcheln, also Kochwasser nicht wallen lassen, vor allem keine Kochzusätze wie Waschpulver, Spülmittel oder der Gleichen verwenden. Ein überläufergebrech ist nach ca. 2,5 Stunden, ein reifer Keiler hingegen erst nach 4 Stunden gar gekocht. Nach dem Abkühlen des Wassers lassen sich jetzt die Waffen, ebenfalls die Haderer bei einem Keiler von 3 - 4 Jahren und älter normal ziehen. Sind die Keiler jünger ist es notwendig, die Kieferöffnung durch die Waffen herausschauen, etwas zu erweitern, mit einem Seitenschneider oder einer Kneifzange vorsichtig nur etwas vom Kiefer abkneifen. Dann die Waffen ziehen bis es nicht mehr weiter geht. Es genügt schon, die Waffen ca. 1 cm zu ziehen. Jetzt noch alle Backenzähne ziehen um die Säge zu schonen. Eine Seite des Kiefer in den Schraubstock spannen, vorher mit einem Tuch umwickeln, so dass er nicht verrutschen kann. Nun fangen wir an. Zentimeter um Zentimeter den Unterkiefer zu kürzen, nach jedem Schnitt probieren ob sich die Waffe nach hinten heraus schieben lässt, wenn nicht, die Waffe wieder nach vorn schieben und Scheibe für Scheibe abtrennen keiler bis sich die Waffe ziehen lässt. Das Selbe natürlich auch mit der zweiten Hälfte des Kiefers machen. Die Haderer lassen sich recht einfach ziehen, mit einem Tuch greifen, etwas nach rechts und links wackeln und sie lassen sich ziehen. Nun werden Waffen und Haderer mit warmen Fitwasser abgebürstet. Es eignet sich ein alte Zahnbürste sehr gut dazu. Waffen und Haderer spülen und wenigstens eine Stunde trocknen lassen, jedoch nicht länger als eine Woche. Nun können Waffen und Haderer mit Kunstharz oder Keilerfüllmaterial gefüllt werden. Bitte kein Parafin, Gips oder Silikone verwenden. Nun können die Waffen auf ein Keilerschild aufgeklebt oder aufgeschraubt werden, überwurf aufbringen und fertig. Zum Aufschrauben noch folgender Tipp. Setzt beim Ausgießen der Waffen und Haderer ein paar ösen ein. Habt Ihr diese Möglichkeit ausgelassen, so könnt Ihr die Waffen und Haderer am Schwerpunkt, sprich in der Mitte mit einem Spiralbohrer 2,5 mm und einer Hartmetallspiralholzschraube mit einer Schaftstärke von 3mm aufschrauben. Habt Ihr noch Fragen oder wisst nicht weiter, Anruf genügt!

Weidmannsheil, Eurer

Wolfgang Friedrich