Hingehen oder Wegbleiben


Aus der Friedensbewegung kommt der schöne Slogan: "Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!" In diesem Fall eine durchaus einsichtige und gute Entscheidung. Diejenigen, die Kriege anzetteln, sind eh die Letzten, die an der Front stehen. Wenn keiner hingehen würde, wäre viel Unheil vermieden.

Einen ähnlichen Satz in der Umkehr hat die Feuerwehr aufgegriffen, um auf den Nachwuchsmangel hinzuweisen. Da sehen die Konsequenzen dann anders aus. "Stell dir vor es brennt und keiner kommt!" Die Folgen sind nicht auszudenken. Das ist nicht nur bei der Feuerwehr so. Jeder Verein, jede Initiative, jede Partei, jede Gesellschaft und selbst die Kirchen brauchen das Kommen und das Mittun!

Ein Gast in der erweiterten Vorstandssitzung unseres Jagdverbandes stellte vor kurzem die Frage: "Wozu soll ich denn in den Verband eintreten?" Eine Frage, die sich viele Weidgenossen stellen. Die Vorteile sind bescheiden und "rechnen" sich kaum. Damit hat sich ein Eintritt für viele erledigt. Sicher gibt es gelegentlich Erwartungen, die enttäuscht werden. Wer z.B. eintritt und erwartet  - wie immer wieder vorkommt -, dass der Jagdverband ihm eine Jagdgelegenheit nach bestandener Jägerprüfung bietet, wird enttäuscht sein. Wobei hier schon etwas mehr Offenheit bei Revierpächtern des Verbandes angebracht wäre - zu beider Nutzen.

Doch nochmal: Wozu eintreten? In dem Augenblick, in dem ich nicht nur auf den eigenen, unmittelbaren Vorteil schaue, beginnt es nämlich interessant zu werden. Nur ein an Mitgliedern starker, engagierter Verband kann in der Gesellschaft etwas für die Jagd und uns Jäger erreichen. Das ist mitunter ein mühsamer und langer Weg. Er wird in Zukunft auch nicht leichter werden, da immer mehr Menschen der Natur und den tatsächlichen Abläufen in der Natur entfremdet werden. Umso wichtiger ist es, zeitig anzufangen, darüber aufzuklären. Wir tun es mit den Kindern einiger Grundschulen unserer Umgebung durch die Aktion "Lernort Natur". Auf Veranstaltungen sind wir mit Infoständen präsent. Das wäre noch viel umfangreicher möglich und notwendig −aber: stell dir vor ….

Auch die Verbandsarbeit braucht immer wieder das Mittun möglichst vieler Mitglieder. "Lass die mal machen" geht nicht auf Dauer. Aus Alters- und Gesundheitsgründen scheiden engagierte und kompetente Vorstandsmitglieder aus. Doch die Arbeit steht an. Wenn keiner hingeht … geben wir uns auf! Sicher, das Ehrenamt wird von der Gesellschaft und  der Politik oft erwähnt und viel gepriesen. Doch die Wirklichkeit sieht mitunter anders aus. Auflagen, Vorschriften, Versicherungsfragen, Kompetenzgerangel usw. machen es unnötig schwer. Hier ist eine Neubesinnung notwendig, wenn die Verdrossenheit nicht noch größer werden soll. Demokratie schafft auch Bürokratie, so hörte ich es aus dem Mund von OB Scheler. Diese Schwierigkeiten sollten uns nicht zum Aufgeben veranlassen. Es ist nicht die Erfahrung aller Bundesbürger aber doch unsere Erfahrung, dass Freiheit mitunter erkämpft werden muss. Und das geht − wie wir 1989 bewiesen haben − auch ohne Waffen aber nicht ohne Mühen. Das ist in unserem Verband nicht anders. Und da, wo wir etwas erreichen konnten oder auch Übles verhindert haben, wird das auch für jeden einzelnen spürbar und er kann davon profitieren. Das gilt selbst für jene, die meinen, dass ein Verband nicht notwendig wäre.

Von J. F. Kennedy stammt die Aussage: "Frage nicht, was dein Land für dich tut, sondern frage, was du für dein Land tun kannst." Das klingt in unseren Ohren etwas fremd und eventuell typisch amerikanisch. Das ist nicht unsere Sprache und "Denke". Vielleicht aber doch ein bisschen des Überdenkens wert?

Stell dir vor, es ist Jahreshauptversammlung und viele gehen hin;  es ist Vorstandswahl und viele kandidieren; es gibt Arbeit auf dem Schießstand und viele kommen; es wird ein neuer Hegeringleiter gesucht und es findet sich jemand; es ist Hegeringversammlung und viele tauschen sich aus; es gibt so vieles, was möglich wäre, wenn …

Was sollen nun diese Zeilen? Es gibt manchen, der sagen wird, dass es mit der Teilnahme und dem Engagement schon so ist wie beschrieben. Die Zeilen sind gelesen, es wird genickt und das war es dann. Veränderungen wird es nur da geben, wo der werte Leser merkt, dass er gemeint ist.

Stell dir vor ….